Entfremdung
 

Allgemeine Behandlungsinformationen


Klinische Interventionen können bei der Depersonalisations-/Derealisationsstörung auf mehreren Ebenen erfolgen. Gleichzeitig sollten immer auch die individuellen Unterschiede der Betroffenen bedacht werden.
Nach Wang et al. (2024) können dazu mögliche Traumata in der Vorgeschichte, die Persönlichkeit (ängstlich, depressiv etc.) sowie weitere Faktoren zählen, wobei 

  • gezielte Interventionen für manche Betroffene von Vorteil sind, während andere Betroffene eher von 
  • stützenden Maßnahmen profitieren.

Daphne Simeon sprach bereits 2013 davon, dass möglicherweise eine Behandlung mit CBT/KVT für Betroffene greift, die ängstlich sind, zum Grübeln neigen oder zwanghafte Züge aufweisen und diese Interventionen für andere Betroffene wiederum eher nicht von Vorteil sind. 

Aus ihrer damaligen Sicht sei psychodynamische Psychotherapie hingegen sinnvoll bei Betroffenen mit schwankenden Symptomen, wobei dann mit den zugrundeliegenden Affekten gearbeitet wird.
Stützende Psychotherapie, mit einem ressourcenorientierten Schwerpunkt, sah sie als sinnvoll an bei Betroffenen, die einen chronischen Verlauf haben und die sehr durch die Symptomatik beeinträchtigt sind.


Zu einem ähnlichen Schluss kamen Julie Gentile et al. bei der Einschätzung der Behandlungsmethoden, wobei ein multidisziplinärer Behandlungsplan, mit einer Kombination verschiedener Interventionsstrategien vorgeschlagen wird, der sich nach den Bedürfnissen der Betroffenen richtet, und die Symptomschwere sowie die Dauer eine Rolle spielt.


Medikamente:
Es gibt kein zugelassenes Medikament zur Behandlung der Depersonalisations-/Derealisationsstörung, weshalb es zu sogenannten „off-label-use“ Verschreibungen kommen kann. Dabei handelt es sich um Medikamente, die bei anderen Diagnosen offiziell zugelassen sind, aber derzeit nicht für die Depersonalisations-/Derealisationsstörung.
Eine Absprache mit Ärzt:innen ist deshalb zwingend erforderlich (manchmal muss auch ein direkter Antrag zur Kostenübernahme dafür bei den Krankenkassen gestellt werden, (siehe dazu Pape & Wöller).

Psychotherapie:
Wie bereits beschrieben ist die Ausgangslage eine kassenfinanzierte Therapie zu erhalten, in den jeweiligen deutschsprachigen Ländern unterschiedlich.
In Deutschland muss es sich bei gesetzlich Versicherten


a) um eine Störung mit Krankheitswert halten (dazu gehört die Depersonalisations-/Derealisationsstörung)
b) und die Behandlung muss mit einem anerkannten Richtlinienverfahren durchgeführt werden.


Dazu gehören:
1. Verhaltenstherapie
2. tiefenpsychologisch fundierte Therapie
3. Systemische Therapie
4. Psychoanalyse


Das Spektrum von Interventionen für Privatversicherte und Selbstzahler:innen beinhaltet wiederum weitere Möglichkeiten.

Wir hatten bereits Psychotherapie-Verfahren angesprochen, die etwas anders klangen: wie z.B. die kognitive Verhaltenstherapie (KVT oder im Englischen CBT).
Behandler:innen müssen in einem der o.g. Grund-Psychotherapieverfahren ausgebildet und approbiert sein, um mit den gesetzlichen Kassen abrechnen zu können.
Therapeut:innen haben aber häufig Zusatzausbildungen (wie z.B. Traumatherapie, EMDR, Schematherapie, Akzeptanz- und Commitmenttherapie, Körpertherapie etc.), wodurch sich der Behandlungsschwerpunkt und die Methoden wiederum etwas verlagern können.


Es gibt leider nur sehr wenige wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit der einzelnen Psychotherapieverfahren für die Depersonalisations-/Derealisationsstörung aufzeigen. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Verfahren unwirksam sind, sondern erst einmal nur, dass das Interesse derartige Studien durchzuführen, bislang aus unterschiedlichen Gründen gering ist.
Zur KVT/CBT sind mittlerweile einige Studien vorhanden, warum es jedoch im deutschsprachigen Raum keine Therapiestudien gibt, obwohl es seit Jahren eine Station und Spezialsprechstunde zur Depersonalisations-/Derealisationsstörung in Mainz gibt, ist unklar.


Weitere Verfahren, die für die Depersonalisations-/Derealisationsstörung untersucht wurden, sind:

beides Zusatzverfahren, die leider nicht durch die gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt werden. Diese Verfahren werden aber häufig in Kliniken angeboten, so dass diese Studien als Informationen für die dort tätigen Therapeut:innen dienen können.

Tipp!

Ergotherapie wird von den Krankenkassen bezahlt. Manche Ergotherapeut:innen haben wiederum Zusatzqualifikationen in Kunsttherapie oder anderen ergänzenden Verfahren, die hilfreich sein können.

Informieren Sie sich im Vorfeld, was für Sie in Frage kommen könnte, sowie welche Fahrtzeiten Sie für einen Therapiebesuch einplanen können!


Eine Therapieplatzsuche ist generell schwierig (unabhängig von der Diagnose), insbesondere in ländlichen Bereichen.


Zu den einzelnen Psychotherapieverfahren werden wir auf weiteren Unterseiten informieren.


Hinweis: Diese Informationen dienen nicht der Selbstdiagnostik und ersetzen keine Beratung und Diagnostik durch Gesundheitsexpert:innen.


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Studien:


Hunter E. et al. (2023). Cognitive Behaviour Therapy (CBT) for Depersonalization Derealization Disorder (DDD): a self-controlled cross-over study of waiting list vs. active treatment


Flückinger et al. Introducing a Group Therapy Program (PLAN D) for Young Outpatients with Derealization and Depersonalization: A Pilot Study